Die freii App im Setting Schule
Die Schule ist ein zentraler Ort für Prävention, da Kinder und Jugendliche hier einen Großteil ihrer Zeit verbringen und unabhängig von ihrer Herkunft erreicht werden. Mit dem Setting Schule stellt freii sicher, dass ganze Klassen teilnehmen und somit sowohl die Jugendlichen als auch deren Eltern erreicht werden.
Die freii App beginnt in der Schule und wirkt zuhause.
Das Programm startet mit einem freii Eröffnungsworkshop (90 Minuten) durch eine geschulte Fachkraft in der Schule. Hier erhalten die Schüler/-innen und Eltern erste Informationen über Internetnutzungsstörungen und das Programm. Anschließend folgen 21 Tage freii: Die App wird im Alltag zuhause genutzt – von Jugendlichen und Eltern, individuell und gemeinsam. Zum Abschluss findet ein weiterer freii Workshop (90 Minuten) statt, in dem die gemachten Erfahrungen reflektiert, offene Fragen geklärt und weitere Unterstützungsangebote vorgestellt werden. Die freii App eignet sich für Klassen 6–8.
Ziel der Workshops ...
… ist es, die Inhalte der App zu vertiefen, den Austausch zu fördern und eine Brücke zwischen Schule und Familie zu schaffen.
Aufgaben der Schule:
- Raum und Technik bereitstellen
- Informationsschreiben an Eltern und andere Erziehende versenden (Vorlage erhalten sie über die Fachkraft)
- Internetzugang für Schüler/-innen ermöglichen (z. B. Tablets, WLAN)
Aufgaben der Fachkraft:
- Durchführung von Eröffnungs- und Abschlussworkshops
- Vermittlung vertiefender Informationen rund um Internetnutzungsstörungen
- Bildung einer Brücke zwischen Familien und Schule
- Optional: Durchführung einer Elterninformationsveranstaltung
Die Fachkräfte stammen aus der Suchtprävention und Schulsozialarbeit. Sie absolvieren eine zweitägige Qualifizierungsschlung, die von der Villa Schöpflin bundesweit durchgeführt wird. Fachkräfte sind direkte Ansprechpartner/-innen für Schüler/-innen, Eltern, Erziehende und Lehrkräfte, vermitteln vertiefende Informationen, geben Hinweise auf regionale Hilfsangebote und begleiten die Programmdurchführung. Über einen geschützten Online-Bereich stehen ihnen laufend aktualisierte Materialien zur Verfügung; jährliche digitale Netzwerktreffen sichern den Austausch und die Qualität.
Schulklassenwettbewerb:
Qualifizierte Fachkräfte können ihre Klassen für den Wettbewerb anmelden. Die Jugendlichen sammeln Punkte über die freii App, treten spielerisch gegeneinander an und erleben Prävention in motivierender Form. Die besten Klassen werden ausgezeichnet und erhalten ein Preisgeld von bis zu 500 Euro.
Machbarkeitsstudie 2024
Die freii App wurde im ersten Halbjahr 2024 im Rahmen einer Machbarkeitsstudie wissenschaftlich begleitet. Ziel war es, die Umsetzbarkeit und Akzeptanz des Programms zu prüfen.
Die Studie wurde in acht Schulen und 27 Klassen in Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz durchgeführt. Insgesamt nahmen über 600 Schüler und Schülerinnen teil, 299 davon an der Evaluation. Zusätzlich wurden Eltern sowie die beteiligten Fachkräfte befragt.
Zentrale Ergebnisse:
- Hohe Akzeptanz bei Eltern: 90 % der Eltern bewerteten die Informationen zu Internetnutzungsstörungen positiv. 66% gaben an, die App anderen Eltern weiterzuempfehlen.
- Bei Jugendlichen: 47 % gaben an, durch freii ihr Freizeitverhalten ändern zu wollen; 41 % fühlten sich zur Reflexion der eigenen Mediennutzung angeregt; 37 % berichteten von einem Kompetenzzuwachs im Umgang mit dem Internet.
- Familienkommunikation: Rund ein Drittel der Jugendlichen sprach innerhalb der Familie über Mediennutzung und Regeln, bei knapp 30 % führten diese Gespräche zu neuen oder angepassten Regeln, oft gemeinsam mit den Eltern entwickelt.
- Inhalte: Besonders positiv bewertet wurden die Videos der freii Guides (73 %), Informationen zu Mediensucht (59 %) sowie Anregungen zu analogen Freizeitaktivitäten (59 %).
- Fachkräfte: Das Konzept wurde als innovativ und gut strukturiert eingeschätzt, die zweitägige Schulung als hilfreich bewertet.
Die Machbarkeitsstudie bestätigte, dass die freii App sowohl Jugendliche als auch Eltern erreicht, Akzeptanz findet und sich positiv auf Wissen, Freizeitverhalten und Familienkommunikation auswirkt. Damit wurde eine wichtige Grundlage für die anschließende bundesweite Effektstudie gelegt.
Effektstudie 2025:
Eine vom Bundesministerium für Gesundheit aktuell mit ca. 2.700 Schülerinnen und Schülern und deren Eltern bundesweit geförderte Effektstudie kam im August 2025 zu signifikanten Ergebnissen und belegt u. a.:
- Motivation zur Veränderung: 44 % der Schülerinnen und Schüler fühlten sich durch die freii App motiviert, ihr Freizeitverhalten zu ändern.
- Bekannte Freizeitangebote: Die durchschnittliche Anzahl der benannten Freizeitangebote hat sich bei Jugendlichen und Eltern signifikant erhöht.
- Soziale Handlungskompetenz: Die Zahl der Jugendlichen, die sich zutrauen, Freundinnen und Freunde auf problematische Nutzung anzusprechen, stieg von 20,5 % auf 31,8 %. Die Bereitschaft, im eigenen Fall professionelle Hilfe zu suchen, nahm signifikant zu.
- Erkennen von Warnzeichen riskanter Nutzung: Jugendliche konnten nach der Teilnahme deutlich häufiger typische Warnsignale wie familiäre Konflikte, Leistungsabfälle in der Schule oder gesundheitliche Probleme als Folgen übermäßiger Mediennutzung benennen.
- Wissenszuwachs: Der Anteil der Jugendlichen, die den Begriff Internetnutzungsstörungen (INS) kannten, stieg von 20,3 % auf 85,6 %. Auch bei Dark Patterns (von 4,4 % auf 81,1 %) und FOMO (von 16,9 % auf 54,9 %) zeigten sich signifikante Lernzuwächse. Auch bei den Eltern gab es hier signifikante Wissensgewinne.
- Familienregeln: Unter den Jugendlichen, die Regeln zur Internetnutzung haben, stieg das Verständnis deutlich: 66 % derjenigen, die zuvor angaben, die Regeln „nicht zu verstehen“, gaben nach dem Programm an, den Sinn dieser Regeln nun nachvollziehen zu können.
Die Abschlussquote der freii App im Setting Schule erreichte in der Effektstudie 2025 47 % (Jugendliche 42 %, Eltern 52 %) und liegt damit deutlich über den Ergebnissen der Machbarkeitsstudie 2024. Besonders auffällig: Bei den Jugendlichen stieg die Quote um 133 %, bei den Eltern um 53 % – insgesamt entspricht das einer Steigerung von 81 %.